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Erst zwanzig und schon Kult
«Klang und Kleid», der coolste und «unnützeste» Laden der Alpennordseite,
wird zwanzig Jahre alt und feiert: mit Popeye, einem schwarzhumorigen
Frank Sinatra und einer gehörigen Portion Italo-Swing.
Bücher, Krawatten und Einkaufsgutscheine in Ehren, aber wer in St.Gallen
jemals auf der Suche nach einem wirklich originellen Geschenk war, weiss,
dass sich die paar Schritte weg von der Multergasse Richtung Talhof lohnen:
ausgesuchtes Vinyl, abgefahrene Kostüme, Retro-Klamotten, Poster und
Kameras oder «Psycho»-Duschvorhänge - das «Klang und Kleid»-Sortiment passt
in keine Kategorie. Oder wie Gründer Pino Stinelli sagt: «Bei uns gibt es
irgendwie alles, was niemand braucht.» - «Aber was alle wollen», müsste er
etwas weniger bescheiden hinzufügen, denn viele der Stücke haben längst
Kultstatus erreicht. Und nicht nur sie, auch der Laden selber: Im Dezember
feiert «Klang und Kleid» sein zwanzigjähriges Bestehen.
Heute ist «Klang und Kleid» in der ehemaligen Tankstelle an der Torstrasse
20 zu finden. Ein Ort wie James Dean: zwar von gestern, aber bis heute
heiss geliebt - im Stil eines Diners aus den 50ern, inklusive Plastik und
Pin-up-Poster-Girls. «Wir konnten es einfach nicht zulassen, dass die
Tankstelle abgerissen werden sollte», sagt Stinelli. Deshalb hat er den
Laden 2008 mit seinem siebenköpfigen Team dorthin verlegt. Zuvor war «Klang
und Kleid» vier Jahre lang in Hinterlauben, wo mittlerweile Mani seine
Gitarren verkauft.
Dabei hatte alles relativ klein angefangen, auf zwei Stockwerken an der
Schwertgasse 7, im Dezember 1993. «Wir planten ursprünglich ein
Konzertlokal mit integriertem Laden, weil das kulturelle Angebot zu dieser
Zeit in unseren Augen recht spärlich war.» Allerdings war es damals
schwierig, einen Raum dafür zu finden. «Die mittlerweile abgeschaffte
Bedürfnisklausel besagte nämlich, dass ein solches Lokal nur an Orten
entstehen dürfe, an denen bereits vorher eine gastronomische Infrastruktur
bestand», erzählt Stinelli. Man habe deshalb zu Beginn auf «halblegalem»
Weg versucht, eine Art «Privat-Club» im Linsebühl auf die Beine zu stellen.
«Was allerdings nicht klappte, weil eine lokale Rocker-Gang das Quartier
für sich beanspruchte. So starteten wir mitsamt Veranstaltungen kurzerhand
an der Schwertgasse und blieben elf Jahre lang dort.»
Heute schmunzelt er beim Gedanken an die Drohungen von damals. Zu Recht:
Die «Unicorns» sind längst weg, im Ruhestand oder anderweitig gezähmt,
Stinelli hingegen hat ein florierendes Nischen-Geschäft inklusive
dreizehnjährigem «Klang und Kleid»-Ableger in München und beschäftigt
mittlerweile 25 Angestellte. Im Gegensatz zu St.Gallen ist das Geschäft in
der Bayrischen Landeshauptstadt aber fast ausschliesslich auf den Online-
Versand spezialisiert - eine Disziplin, in welcher der heute 44-jährige
Stinelli zu den Pionieren gehört. In St.Gallen kämen etwa achtzig Prozent
der Erträge aus dem Versand. Nicht zuletzt deswegen sei die ehemalige
Tankstelle an der Torstrasse ideal: als Umschlagplatz für die Lastwagen
einerseits, andererseits weil sich das alte Garagentor öffnen lässt und so
den Innenhof freimacht für sporadische Apéros und allerlei andere Feste.
Diese werden seit jeher grossgeschrieben und geniessen einen ähnlich
nostalgischen Stellenwert wie die Vespa Espresso-Tassen des «Klang und
Kleid»-Sortiments: An der Eröffnung 1993 gab unter anderem das «Halle K»-
MultimediaProjekt eine Hellraumprojektor-Performance zum Besten. Mit den
Jahren folgten weitere Anlässe an ungewohnten Orten, etwa in einem
Fünfzigerjahre-Hotel oder in der St.Galler Mülenenschlucht. «Wir sind
ständig auf der Suche nach Speziellem und Kuriosem für unsere Events», sagt
Stinelli, der auch zum Palace-Gründerteam gehört.
Um den letzten zwanzig Jahren Ehre zu erweisen, wird deshalb gebührend
gefeiert - im Palace am 7. Dezember. Mit Klängen des «King of Swing»
Emanuele Urso und Enter tainer Frank Sanazi, der sich auf der Bühne in Las-
Vegas- RüschenKleider hüllt. Und mit einem Popeye-Comic- HellraumTheater
des Berner Ensembles «Club 111» - ein vielversprechendes Line-Up für einen
Abend, der voraussichtlich wie die anderen vor ihm in die wilden und
kultigen «Klang und Kleid»-Party-Annalen eingehen wird.
«KNK»-Birthday-Bash:
Samstag, 7. Dezember, Palace, 19.45 Uhr
klangundkleid.ch
In dieser Ausgabe:
Originalausschnitt Magazin: Dezember 2013 (PDF)
Event-Page bei KNK: 20 Years - KNK Birthday Party
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